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3. interkommunales Netzwerktreffen – Partizipation in der OGS - Kinder gestalten mit!

„Welche Partizipationsmöglichkeiten und-anlässe bietet die „offene Ganztagsgrundschule“ den Kindern und welche Methoden sind geeignet, dieses Kinderrecht pädagogisch professionell umzusetzen?“

Diese Fragen standen im Fokus des dritten interkommunalen Netzwerktreffens der Praxisebene im Projekt DialOGStandorte. Die Beteiligung von Kindern ist nicht nur ein verbrieftes Recht der Kinder, sondern mit Blick auf die Organisation (Ganztags)Schule auch ein zentrales Qualitätskriterium und notwendige Voraussetzung für die Ausgestaltung einer kindorientierten Ganztagsbildung.

Als Hauptreferent für das Netzwerktreffen konnte Dr. Ahmet Derecik von der Ruhr Universität Bochum gewonnen werden, der die Teilnehmenden in das Themenfeld „Partizipation“ theoretisch einführte und darüber hinaus praxisnahe Methoden zur Beteiligung von Kindern im offenen Ganztag vorstellte. Ergänzend hierzu berichtete Mathilde Austermann, Schulleitung der Pestalozzi-Schule in Gladbeck, wie an Ihrer Schule Partizipation verstanden, umgesetzt und gelebt wird. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer*innen angehalten sich in virtuellen Kleingruppen über ihre jeweiligen Erfahrungen mit diesem Schwerpunktthema auszutauschen.

Zu Beginn seines Vortrags betonte Dr. Derecik die Notwendigkeit zur Umsetzung von Partizipation aus (kinder-)rechtlicher und pädagogischer Perspektive und verwies auf unterschiedliche Facetten und Bedeutungsebenen des Partizipationsbegriffs. Hierbei hob er insbesondere das Ungleichgewicht zwischen institutioneller und interaktionaler Ebene hervor, wobei Schülervertretungen und Klassenräte (institutionelle Ebene) häufig mehr Beachtung fänden als die Partizipation im Unterrichtsalltag (interaktionale Ebene).


Partizipationsverständnis und -möglichkeiten (Dr. Ahmet Derecik)


Wie Partizipation in einer OGS konkret gestaltet werden kann, zeigte im Anschluss Mathilde Austermann. In der Pestalozzischule beginnt die Demokratieerziehung bereits im Kleinen und Partizipation wird hier weniger als Methode, sondern mehr als Haltung verstanden. Partizipation und Demokratieerziehung werden nicht nur zu wesentlichen Bestandteilen des Unterrichts gemacht, sondern in verschiedenen Ausrichtungen als Grundprinzipien des Schulalltags gelebt. Die Kinder können z.B. bei der Gestaltung des Unterrichts, bei der Definition gemeinsamer Regeln, bei der Raumgestaltung und bei der Essensauswahl mitbestimmen. Neben klassischen Gremien wie Klassenräten und dem Schülerparlament, können die Kinder sich beispielsweise auch (niedrigschwellig) über eine offene Sprechstunde der Schulsozialarbeiterin einbringen. 


Partizipation an der OGS Pestalozzischule (Mathilde Austermann)


In einem zweiten Teil stellte Dr. Derecik partizipative Methoden für die Planung von Schulräumen in den Mittelpunkt. Vorgestellt wurden Methoden der kooperativen Planung sowie sozialräumlich-orientierte Verfahren, wie die subjektive Schulkarte, die Nadelmethode oder die Autofotografie. Gelingensfaktoren für diese Methoden sowie die Partizipation von Kindern im Allgemeinen seien vor allem Prozessoffenheit, Geduld und Fehlerakzeptanz. Das „Aushalten“ und Akzeptieren von demokratisch herbeigeführten Entscheidungen sei dabei ebenso unabdingbar wie die professionelle Haltung, Kinderstimmen einen ebenso großen Wert beizumessen wie den Stimmen und Meinungen der Erwachsenen. 


Partizipative Methoden zur Analyse, Planung und Gestaltung von Schulräumen (Dr. Ahmet Derecik)


In der anschließenden Austauschphase bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, die vorgestellten Methoden auf ihren beruflichen Alltag zu übertragen. Die Ergebnisse des Austauschs in Kleingruppen wurden dabei in einem digitalen „Gallery Walk“ festgehalten. Insbesondere der Einsatz von Schullandkarten, Foto-Methoden oder die Benennung von Angst- und Wohlfühlorten wurden von den Teilnehmenden als gewinnbringend eingeschätzt und es wurden zum Teil bereits Ideen zur Anwendung im Rahmen konkreter schulischer Entwicklungsvorhaben, wie z.B. bei An- oder Umbaumaßnahmen, entwickelt.  

Einig waren sich die Teilnehmenden am Ende der Veranstaltung dahingehend, auch während der Pandemie niedrigschwellige Zugänge finden zu müssen, um Raum und Möglichkeiten für Partizipation von Kindern zu erhalten oder neu schaffen zu können.

In der Pandemie muss auf einige Dinge verzichtet werden, deswegen ist es umso wichtiger, Kindern das Gefühl zu geben, gehört zu werden (Dr. Ahmet Derecik).